Februar-Dungeon: Das Heim des Puppenspielers

Ha, das funktioniert ja bisher prächtig mit dem „Dungeon des Monats“. Wohl eher „Dungeon eines nicht näher definierten Zeitraums der zwischen 30 Tagen und 6 Monaten liegt“. Aber genug des Selbstmitleids – willkommen im Reich des Puppenspielers!

Im ganzen Land ist Alachin der Puppenspieler für zwei Dinge bekannt – seinen unwiderstehlichen Charme und seine flinken Finger, mit denen er es schafft, die Puppen in seinen Vorstellungen beinahe wie echte Lebewesen erscheinen zu lassen. Mit einem magischen Luftschiff reist er von Stadt zu Stadt und gibt Vorstellungen für die Reichen wie die Armen, beglückt die feinen Damen bei Hofe und ist am nächsten Tag spurlos verschwunden.

In letzter Zeit werden aber auch die Gerüchte um Alachin immer deutlicher – zu lange schon treibt er sein mysteriöses Spiel, ohne jedoch einen Tag zu altern. Einige verdächtigen ihn sogar, die Formel der wahren Unsterblichkeit gefunden zu haben und sein Theater nur als Tarnung zu verwenden. Und so gibt es einige potentielle Auftraggeber, die bereit sind stolze Summen für Informationen zu zahlen. Denn es muss ein Geheimnis geben. An den Puppenspieler heranzukommen ist eine Frage des Glücks, denn niemand kennt seine Reisepläne. Da die Vorstellungen aber allesamt im Theaterbereich seines Luftschiffs stattfinden, ist der Eintritt ein leichtes.
In den letzten Wochen wird ein besonderes Stück aufgeführt: „Der Zauberer hinter der Mondsichel“. Die Puppe des Magiers ist das Juwel der Puppensammlung, ihre Bewegungen sind so lebensecht wie die keiner anderen Puppe. Regelmäßig erschrecken die Kinder in der ersten Reihe während der Szene, in der der fiese Magier dem jungen Helden das Leben aussaugen will um ihn als Sklaven für seine niederen Pläne zu nutzen. Und mit tosendem Applaus fällt jedes Mal der Vorhang, nachdem der Held den Magier in seinem eigenen Zauberer gefangen und besiegt hat. Alachin tritt dann auf die Bühne, verbeugt sich drei mal, winkt den Zuschauern zu und verschwindet dann wieder hinter den Kulissen.

Gelangen die Helden, unbemerkt vom Publikum, ebenfalls hinter die Bühne, finden sie sich in einem riesigen Lager wieder. Hunderte Kisten stehen herum, einige geöffnet, in denen sich sorgfältig auf Stroh gebettete Puppen befinden. Bei näherer Betrachtung fallen die fein gearbeiteten Holzgelenke auf, die Haut fühlt sich wie Baumrinde an und die glasigen Augen starren nur gerade aus. Von Alachin fehlt jede Spur, doch in einer staubigen Ecke liegt wie weggeworfen die Puppe des bösen Magiers. Ihre Züge gleichen denen eines alten Mannes, mit struppigem grauen Haar unter der Mütze.

Hinter dem Lager befindet sich eine Wendeltreppe, die ein Stockwerk tiefer führt – oder nach oben. Im oberen Bereich befindet sich das Privatgemach Alachins. Der Raum wirkt auf den ersten Blick gepflegt, doch nach und nach fallen die Schäden auf. In einer verstaubten Truhe lagern hunderte Goldmünzen und glänzender Edelsteine, an den Wänden hängen zerissene Gemälde. Eine ebenso dicke Staubschicht hat sich auf dem Bett gebildet, Spinnenweben sind entlang der Bettsäulen bis hoch zum roten Baldachin gezogen. Mit Mühe können die Helden die Fetzen der zerissenen Gemälde anordnen und so das Porträt eines alten Mannes zum Vorschein bringen. Er kommt den Helden bekannt vor, denn er ähnelt der Figur des alten Magiers aus dem Stück. Vermutlich wurde diese Figur nach dem Vorbild dieses Mannes entworfen, denn obwohl die Ähnlichkeit nicht zu leugnen ist, gibt es doch leichte Unterschiede im Gesicht. Die Züge des Magiers wirken härter, sein Gesicht grimmiger und die Augenfarbe passt ebenfalls nicht.
Gegenüber des Porträts schwebt in einer gläsernen Truhe ein goldener Schlüssel, von der Größe eines Kurzschwertes. Die Truhe ist staubfrei und das Glas lupenrein.

Im Untergeschoss befindet sich die Werkstatt. Auf großen Holztischen befinden sich die einzelnen Teile verschiedener Puppen, an den Wänden sind feingliedrige Werkzeuge sauber aufgereit. Auf dem Holzboden liegen verschiedene Pläne von Puppen, die zum Teil zerissen und zerknüllt sind. Die einzelnen Teile der Puppen lassen sich den Figuren zweier Kinder zuordnen, einem rot gelockten Mädchen um die 12 Jahre, und einem kleinen Jungen mit glatt geschorenem Schädel. Neben dem Kopf des Jungen liegt eine dunkelhaarige Perücke, die scheinbar noch zurecht geschitten werden muss.
Gegenüber der Treppe befinden sich zwei Türen, beide aus dunklem Holz mit robust wirkenden Stahlscharnieren und großen Schlössern. Beide Türen sind nicht verschlossen. Besonders aufmerksame Helden werden einige winzige dunkle Flecken vor der rechten Tür bemerken, die schwarz auf den Holzdielen prangen. Hinter dieser Tür befindet sich ein kalter Raum, der fast komplett mit dunklem, rostigem Stahl verkleidet ist. An riesigen Fleischhaken baumeln die Leichen zweier Frauen. Unter jeder Leiche befindet sich ein großes Becken, gefüllt mit einer tiefroten Flüssigkeit. Beide Frauen sind bereits seit einigen Stunden tot, doch noch immer laufen vereinzelte Bluttropfen aus den vielen kleinen Schnitten, die an verschiedenen Stellen um die Gelenke herum vorgenommen wurden. Die Haken sind an Ketten befestigt, die zu einem Schienensystem an der Decke gehören. Diesem folgend, können die Helden in einen weiteren Raum hinter einer falschen Wand gelangen, in dem sich die Leiche einer weiteren Frau auf einem kalten Metalltisch befindet. Neben ihr befindet sich ein silbriger Stab, an dessen Ende ein Tannenzapfen geformt ist. Der Großteil des Körpers ist bereits so fest und holzig geworden wie die Teile der Puppen in der Werkstatt.

Die linke Tür aus der Werkstatt führt in einen winzigen Raum, in dem nichts weiter steht als ein Podest mit einem kleinen ledergebundenen Buch. Es handelt sich um das Tagebuch von Heralon dem Puppenmacher und erzählt von seiner verzweifelten Suche nach der perfekten Puppe. Voll Reue beschreibt er auch, wie er vom rechten Weg abkam und versuchte, aus Menschen Puppen zu fertigen. Er wandte sich jedoch schnell wieder von dieser Technik ab, als sie nicht das Ergebnis brachte, nach dem er sich sehnte. So gut diese Puppen auch wahren, so wurden sie doch von den Zuschauern noch immer als Puppen erkannt. Nein, ein Genie wie er würde es weiter bringen. Und so erdachte er einen neuen Plan. Jahre später gelang ihm schließlich, wovon er immer geträumt hatte – die großartigste Puppe der Welt. Alachin.

Von Alachin selbst fehlt aber jede Spur. Erst wenn die Helden auf ihrem Rückweg das Lager passieren, wird er sich ihnen gegenüber stellen. Nun, da die Helden so viel über ihn wissen, werden sie ihn doch sicherlich verstehen. Ihn, der er zu einem Leben erweckt wurde, dass er gar nicht führen wollte. Als Spielzeug eines selbstsüchtigen alten Mannes, der doch so viel hatte und doch nie zufrieden war. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Alachin selbst die Fäden in die Hand nahm und seinen Vater ersetzte.
Er wird ihnen erklären, dass sie das Luftschiff nicht mehr verlassen können. Doch sie sind gern eingeladen als seine Gäste zu bleiben. Natürlich unter der Bedingung, dass sie ihm bei seinen Vorstellungen helfen. Als Puppen. Im anschließenden Kampf wird Alachin alle Puppen verwenden, die er aufbringen kann. Nur die Puppe seines Schöpfers bleibt ungeachtet in der staubigen Ecke liegen. Sollten die Helden sich daran erinnern und auf die Idee kommen, dieser Puppe die Brust zu durchstoßen, wird Alachin sofort leblos zu Boden fallen. Denn im Puppenkörper von Heralon befand sich noch immer sein schlagendes Herz, durch Alachin künstlich am Leben erhalten um sein eigenes Leben zu sichern. Denn mit dem Tod Heralons sollte auch Alachin sterben, damit den Puppenmacher ermordete und danach mit seiner Schöpfung erfolgreich war. So war Alachin, trotz all seiner Verabscheuung für den alten Mann, doch stets darauf angewiesen ihn in seiner Nähe zu behalten.
Der Puppenspieler lässt sich aber auch besiegen, wenn die Helden es schaffen seine Brust zu durchstoßen. Denn dort befindet sich ein Zahnrad mit Federantrieb, welches mit Hilfe des Schlüssels im Bettgemach einmal pro Woche neu aufgezogen werden muss.

Wenn die Helden nach dem Kampf den Körper Alachins durchsuchen, werden sie im Inneren einen magischen Kristall von enormem Wert finden. Auch war das Tagebuch des Puppenmachers sehr detailliert was die Herstellung von Puppen aus Menschen angeht – rechtschaffene Helden sollte das jedoch weniger interessieren.


Und damit ist das Abenteuer im Haus des Puppenspielers überstanden. Wie hat es euch gefallen? Würdet ihr ein solches Abenteuer spielen?
Ich freue mich über euer Feedback und eure Kritik!

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